Im zweiten Teil unseres Artikels über Kettengewährleistung in IPC Dokumenten beschreiben wir einige andere IPC Dokumente.

Der IPC/J-STD-001 ist die Norm für Verfahrenstechnik in der Leiterplattenassemblage. Der rote Faden in diesem Dokument ist Prozesskontrolle. Außerdem beschreibt der Standard Materialien und Ausrüstungen, die für diverse Lötprozesse zugelassen sind. Auch Reinheit und Reinheitstests sind Bestandteil des Dokuments. Innerhalb des IPC/J-STD-001 wird Kettengewährleistung wie folgt beschrieben:

1.9 Anforderungskette Ist diese Richtlinie vertraglich vorgeschrieben, müssen [D1D2D3] die anwendbaren Anforderungen dieser Richtlinie (einschließlich der Produktklasse, siehe 1.3) in alle geltenden Unterverträge, Zeichnungen, Dokumentationen und Beschaffungsunterlagen übernommen werden. Sofern nicht anders festgelegt, werden die Anforderungen dieser Richtlinie nicht in die Beschaffung von Katalogware (COTS = commercial-off-the-shelf) oder Unterbaugruppen übernommen.
Wenn ein Teil durch eine Spezifikation angemessen definiert ist, so sollten die Anforderungen dieser Richtlinie bei der Herstellung dieses Teils nur angewendet werden, wenn es gefordert ist, um die Anforderungen an das Gesamtprodukt zu erfüllen. Wenn unklar ist, wo die Anforderungskette enden sollte, liegt es in der Verantwortung des Herstellers, diese Grenze gemeinsam mit dem Anwender festzulegen.
Wenn eine Baugruppe, z.B. eine Tochter-Leiterplatte, zugekauft ist, sollte diese Baugruppe die Anforderungen dieser Richtlinie erfüllen. Die Verbindungen von der zugekauften Baugruppe zur gefertigten Baugruppe müssen [D1D2D3] die Anforderungen dieser Richtlinie erfüllen. Wenn die Baugruppe vom gleichen Hersteller gefertigt wird, gelten die gleichen Lötanforderungen, wie im Vertrag für die gesamte Baugruppe festgelegt.
Design und Verarbeitung von COTS-Produkten sollten bewertet und ggf. angepasst werden, sodass sichergestellt ist, dass das Endprodukt die vertraglich vereinbarten Leistungsanforderungen erfüllt. Änderungen an COTS-Produkten müssen [D1D2D3] den anwendbaren Anforderungen dieser Richtlinie entsprechen.

Der Standard IPC-7711/7721 beschreibt die Richtlinien für Nacharbeit (=rework), Reparatur und Modifizierungen. In dieser Norm wird Folgendes über Kettengewährleistung geschrieben:

1.2 Zweck Das Dokument beschreibt Prozessanforderungen, Werkzeuge, Material und Methoden für die Durchführung von Nacharbeit, Reparatur, Änderung, Überholung oder Wiederherstellung elektronischer Produkte. Das Handbuch 01ientiert sich weitgehend an den Definitionen der Produktklassen in den Dokumenten des TPC, z. B. J-STD-001 und IPC-A-61 0, es ist jedoch für elektronische Geräte jeglicher Art gültig. Wird das Dokument als verbindlich für die Durchführung von Nacharbeit, Reparatur, Änderung, Überholung oder Wiederherstellung von Produkten vereinbatt, sind die folgenden Arbeitsabläufe verbindlich.
Auch im oben beschriebenen Fall wird auf Kettengewährleistung hingewiesen. In der Praxis bedeutet auch hier die Vergabe von Reparaturen an Dritte, das die Gewährleistung beim Auftraggeber liegt.

Wie sieht die Kettengewährleistung auf Leiterplattenniveau aus, insbesondere beim Standard IPC-6011?

4.1.2 Dienstleister Der Lieferant kann beliebige Teile seiner Produktion einem Dienstleister übertragen. Falls vom Anwender gefordert, muss der Lieferant angeben,
welche Teile seiner Produktion einem Dienstleister übertragen wurden. Der Lieferant trägt die Verantwortung dafür, dass der Dienstleister seine Fähigkeit nachgewiesen
hat, die entsprechenden Anforderungen der Spezifikation zu erfüllen.

Etwas komplexer wird es für Lieferanten bzw. Fabrikanten von Produkten, die in der Raumfahrt eingesetzt werden und deren Kunden als Spezifikation den IPC/J-STD 001GS festgelegt haben. In diesem Fall sind Sie verantwortlich für die Lötfähigkeit des oben genannten COTS Endprodukts.

Was bedeutet es für Sie als Produzent und/ oder Anwender von IPC Dokumenten und/ oder Standards?

Sind Sie vertraglich an einen oder mehrere der oben genannten IPC Dokumente gebunden (jedoch auch wenn Sie ISO 9.001 oder ISO 14.001 zertifiziert sind), sind Sie für die Qualität gelieferter Produkte und Dienstleistungen von Zulieferern und Dienstleistern verantwortlich. Auch wenn Sie nur einen Teil der Arbeiten bei einem Dienstleister in Auftrag geben, liegt die Endverantwortlichkeit, d.h. Gewährleistung für die Teilprozesse und Produkte, die an Sie geliefert wurden und die Sie weiterverarbeiten, bei Ihnen. Ihre Kunden haben das Recht Sie auf diese Gewährleistung anzusprechen und werden dies im Fall von Schaden oder Schadenersatzansprüchen sicher tun.

Es ist wichtig genau zu wissen, welche Auswirkungen es für Ihr Unternehmen haben kann, wenn Sie durch Kunden vertraglich an IPC Dokumente gebunden sind.
Unsere Trainer bzw. Berater können Ihnen helfen Ihr Personal aktuell und umfassend zu informieren, sodass Ihre Qualitätsmitarbeiter, Kundenberater und Mitarbeiter in der Auftragsvergabe exakt wissen, wann und wie die oben beschriebenen IPC Standards anzuwenden sind und in Ihre Qualitätssicherung integriert werden. Das gilt auch für andere IPC Standards. Auch bei der Wahl von Dienstleistern hilft ein kritischer Blick. Sie haben die Gewährleistung und Endverantwortlichkeit für die an Sie gelieferten Dienstleistungen.

Ein kritischer Blick und Vorsicht ist schon jetzt unser Rat. Achten Sie auch auf das Kleingedruckte in IPC Dokumenten, damit Sie Konflikte mit Ihren Kunden vermeiden.

Sollten Sie weitere Informationen benötigen, wenden Sie sich an uns unter +49-(0)241-9435 956 oder per E-Mail support@piektraining.com.